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Was ist eine Essstörung?

Der Begriff Essstörung bezeichnet psychische Erkrankungen, die mit einer psychopathologisch auffälligen Veränderung im Essverhalten einhergehen. Dazu gehören auch die gedankliche Beschäftigung mit Essen und die Körperwahrnehmung der Betroffenen. Essstörungen sind dabei oft verbunden mit physiologischen Auffälligkeiten, wie Untergewicht, Übergewicht, Mangelernährung und damit verbundenen körperlichen Funktionsstörungen.

Die Grenze zwischen Essverhalten, das in unserer Gesellschaft als normal angesehen wird, und klinisch relevanten Auffälligkeiten ist schmal. Das ist vor Allem bei Jugendlichen und jungen Frauen der Fall. So sind Diäthalten, Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper gesellschaftlich aktzeptiert. Ein ausgeprägtes, klinisches Syndrom stellt ein solches Verhalten natürlich nicht zwingenderweise dar. Im Folgenden wird deshalb erläutert, welche Störungsbilder in der Psychologie aktuell besprochen werden.

Welche Arten von Essstörungen gibt es?

Das Klassifikationssystem, das in Deutschland zur Diagnosestellung genutzt wird, das ICD-10, unterscheidet in verschiedene Formen von Essstörung. Die Anorexia nervosa, die Bulimia nervosa und die „nicht näher bezeichneten Essstörungen“ sind die Hauptdiagnosen. In die letzte Kategorie lassen sich verschiedene Auffälligkeiten im Essverhalten einstufen, zum Beispiel die so genannte „Binge-Eating-Störung“, für die es bisher keine eigene Diagnose gibt. „Nicht näher bezeichnete Essstörungen“ können aber auch Symptomkonstellationen sein, die die Diagnose einer Essstörung nicht vollständig erfüllen, aber dennoch belastend für die betroffenen Personen sind. Sowohl Essanfälle als auch Erbrechen können jedoch auch im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen auftreten. Übergewicht ist keine eigene psychologische Diagnose.

Was ist Anorexia nervosa?

Die Anorexia nervosa ist vor Allem dadurch gekennzeichnet, dass sie auf das Herbeiführen oder Halten eines starken Untergewichts ausgerichtet ist. Das bedeutet, dass das angestrebte Gewicht für Alter und Körpergröße unangemessen ist. Bei erwachsenen Personen handelt es sich oft um eine Gewichtsreduktion, bei Kindern und Jugendlichen eher um ein Ausbleiben der zu erwartenden Gewichtszunahme. Häufig ist die Anorexie bei Mädchen und jungen Frauen zu finden, immer mehr tritt sie aber auch bei Jungen und Männern, Kindern vor der Pubertät, oder Frauen in der Menopause auf. Zentral bei dieser Erkrankung ist auch die Überzeugung der Betroffenen, sie seien zu dick, obwohl dies objektiv nicht der Fall ist, und eine ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme. Dabei ist die Wahrnehmung der eigenen Figur oft gestört, zudem ist das Körpergewicht zentral für die Selbstbewertung und das eigene, oft starke, Untergewicht wird geleugnet.

Zu welchen körperlichen Folgen kann es kommen?

Die Erkrankung kann zu Unterernährung führen, die in weitere körperliche Funktionsstörungen und endokrine sowie metabolische Veränderungen übergehen kann. Deshalb ist die Mortalitätsrate bei dieser Erkrankung auch verhältnismäßig hoch, je nach Schätzungen liegt sie bei 1,2 bis 12,8 %. Bei Frauen bleibt zudem häufig die Blutung aus.

Verschiedene Arten der Anorexia nervosa

Außerdem kann in zwei Arten der Anorexie unterschieden werden. Der „Restriktive Typ“ ist dadurch gekennzeichnet, dass die betroffene Person ihr Essverhalten insgesamt zügelt, es also nicht zu Essanfällen oder kompensatorischem Verhalten kommt. Der „Aktive Typ“ dagegen leidet gelegentlich auch unter Essanfällen, und zeigt entsprechend kompensatorische Maßnahmen, wie wir sie von der Bulimia nervosa kennen.

Was ist Bulimia nervosa?

Die Bulimia nervosa ist vor Allem dadurch zu erkennen, dass es im Rahmen der Erkrankung immer wieder zu Heißhunger und Essanfällen kommt. Dabei beschäftigen sich betroffene Personen in übertriebenem Maße mit ihrem eigenen Körpergewicht und versuchen dieses zu kontrollieren. Um das Gewicht trotz der Essanfälle halten zu können werden kompensatorische Maßnahmen eingeleitet. Hierunter können zwei verschiedene Arten von Verhaltensweisen fallen. Von „Purging“ spricht man dann, wenn die erkrankte Person zur Gewichtsreduktion regelmäßig erbricht oder abführende Medikamente verwendet. Ein „Nicht-Purging“-Typus liegt vor, wenn Maßnahmen wie Fasten oder übermäßige körperliche Betätigung ergriffen werden.

Was unterscheidet die Bulimia nervosa von der Anorexia nervosa?

Bei bulimischen Patient*innen ist es für das Umfeld schwierig die Krankheit rechtzeitig zu erkennen, da keine großartigen Gewichtsveränderungen vorliegen. Gerade beim „Purging“-Typus kann es aber zu Elektrolytstörungen und körperlichen Komplikationen kommen.

Während diese Erkrankung auf vielen Ebenen der Anorexia nervosa ähnelt, ist als Diagnosekriterium explizit genannt, dass das bulimische Verhalten nicht nur im Rahmen einer Anorexie auftreten darf. Tatsächlich ist es häufig so, dass sich aus einer früheren anorektischen Episode erst eine Bulimia nervosa entwickelt hat. Der markanteste Unterschied zwischen der Anorexia nervosa und der Bulimia nervosa ist dabei, dass die Anorexie mit starkem Gewichtsverlust einhergeht, die Bulimie jedoch nicht.

Was ist eine Binge-Eating-Störung?

Im ICD-10 gibt es bisher die Diagnose Binge-Eating-Störung (BES) noch nicht. Wie oben erwähnt kann sie jedoch unter der Diagnose „nicht näher bezeichnete Essstörungen“ abgerechnet werden. Bisher liegen hierzu nur Forschungskriterien vor. Was genau ist also unter diesem Krankheitsbild zu verstehen?

BES ist dadurch gekennzeichnet, dass es bei den betroffenen Personen wiederholt zu Essanfällen kommt. Diese Essanfälle sind mit verschiedenen Symptomen verbunden, die nicht alle erfüllt werden müssen, damit von BES die Rede sein kann. Diese Symptome sind beispielsweise, dass wesentlich schneller; große Mengen ohne Hungergefühl oder über ein Völlegefühl hinaus gegessen wird. Es kann aber auch sein, dass Betroffene vermeiden mit anderen Personen zusammen zu essen, aus einem Schamgefühl heraus, oder die Essanfälle generell mit Schuld- und/oder Ekelgefühlen einhergehen. Die aktuellen Forschungskriterien beinhalten außerdem, dass über ein halbes Jahr hinweg mindestens zwei Mal die Woche solche Essanfälle auftreten müssen, und dass die betroffene Person unter den Symptomen leidet. Im Gegensatz zur Bulimia nervosa gehen die Essanfälle nicht mit kompensatorischem Verhalten einher, weshalb es zu Gewichtszunahmen kommt.

Ab wann sprechen wir von einem Essanfall?

Von einem Essanfall wird erst dann gesprochen, wenn die konsumierte Nahrungsmenge in einem bestimmten Zeitraum klar als größer zu beschreiben ist, als die meisten Personen in einem ähnlichen Zeitraum unter ähnlichen Umständen essen würden. Das bedeutet also, dass an Weihnachten bei der Großmutter einen dritten Nachschlag zu nehmen nicht als klinisch relevanter Essanfall zu werten ist, da besondere Umstände gegeben sind, unter denen die meisten Personen mehr essen als sonst. Einher mit einem solchen Essanfall geht ein Gefühl von Kontrollverlust, das bedeutet, dass Betroffene das Gefühl haben, nicht einfach aufhören zu können, oder nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen.

Was kann ich tun, wenn ich vermute, dass ich eine Essstörung habe?

Wenn Unsicherheit darüber besteht, ob das eigene Essverhalten pathologisch ist, oder wenn ein hoher Leidensdruck besteht, ist zu empfehlen sich professionelle Hilfe zu organisieren. Psychotherapeut*innen sind dazu ausgebildet Diagnosen zu stellen, und können im Zweifelsfall die Beruhigung liefern, dass keine klinisch relevante Essstörung vorliegt. Sollte dies doch der Fall sein, so können sie entsprechende Hilfe anbieten. Eine Vielzahl von Therapieansätzen, die sowohl ambulante als auch stationäre Behandlung vorsehen können, bietet die beste Möglichkeit eine Essstörung in den Griff zu bekommen.

-Gastbeitrag von Inga Adams

 

Quellen:

Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (Hrsg.). (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (2. Aufl.). Heidelberg: Springer.

ICD-10-GM Version 2019, Systematisches Verzeichnis, Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, Stand: Juni 2020

Was sind eigentlich Depressionen?

Was sind eigentlich Depressionen?

Affektive Störungen sind eine breite Gruppe an psychischen Erkrankungen. Die Unterscheidungen sind teilweise sehr fein und nicht alle Störungsbilder sind dem Laien geläufig. Sie sind dadurch definiert, dass sich die Stimmung der Betroffenen verändert. Oft ist damit verbunden, dass auch die Aktivität zu- oder abnimmt. Die Depression ist das wohl bekannteste Krankheitsbild aus dieser Gruppe von Störungen. Doch was genau ist darunter zu verstehen? Von einer „depressiven Episode“ spricht man dann, wenn mehrere, aber nicht zwingend alle, damit verbundenen Symptome erfüllt werden.

Welche Symptome treten bei einer Depression auf?

  • Depressive Stimmung
  • Interessenlosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Verminderte Konzentration
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle
  • Hemmung
  • Unruhe
  • Gedanken an Suizid
  • Gedanken an Tod
  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit
  • Appetitveränderung
  • Konzentrationsprobleme
  • Entscheidungsprobleme
  • Libidoverlust
  • Morgentief

Von einer „depressiven Episode“ sollte erst dann gesprochen werden, wenn mehrere dieser Symptome über einen längeren Zeitraum, mindestens zwei Wochen und regelmäßig, auftreten.

Warum bekomme ich eine Depression?

Wie genau eine Depression entsteht ist bis heute nicht geklärt. Man geht davon aus, dass es nicht das eine Erklärungsmodell gibt, sondern eine Vielzahl von Faktoren in Kombination zusammenspielen. Hierzu können Veranlagung, somatische Stressoren, wie Erkrankung oder Medikamente, psychosoziale Stressoren, neurobiologische Veränderungen, Lerngeschichte, oder auch weitere Faktoren wie Alter etc. beitragen. Die Wahrscheinlichkeit, mit der man erkrankt scheint zum Teil genetisch angelegt zu sein, Depressionen an sich sind aber nicht vererbbar.

Ob eine Person, wenn sie entsprechende Gene hat auch erkrankt, ist also noch von vielen weiteren Faktoren abhängig. Die Veranlagung macht demnach nur einen kleinen Teil aus. Auch neurobiologisch lassen sich Faktoren finden, die eine Erkrankung begünstigen können, aber nicht müssen. So wurde zum Beispiel ein Mangel der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin mit Depressionen in Verbindung gebracht. Ein solcher Mangel kann medikamentös behandelt werden.

Auch ein Mangel im Neurotransmitterhaushalt allein erklärt aber in der Regel nicht das Entstehen einer depressiven Störung. Klar ist, dass auch psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Hierfür gibt es verschiedene Modelle, die mehr oder weniger vielversprechend sind. Studien zeigen mitunter, dass Lernerfahrungen im Lebensverlauf, wiederkehrende kognitive Schemata und ein Mangel an Verstärkern zumindest mitverantwortlich für die Aufrechterhaltung von Depressionen sind. Die Forschung zur Therapie von Depressionen ist breit aufgestellt, es gibt gut belegte Therapiemethoden und Medikamente, die zur Behandlung verwendet werden können. Was genau der einzelne Patient oder die einzelne Patientin benötigt ist nach wie vor individuell festzustellen.

Wann sollte ich Psychotherapie wahrnehmen?

Die Diagnosestellung in Deutschland erfolgt nach dem Klassifikationssystem „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD-10). Eine Diagnose dient grundsätzlich dazu, sich zwischen allen Involvierten auf eine bestimmte Bandbreite an Symptomen zu einigen, die unter einer Störung zusammengefasst werden. Hieraus ergeben sich neben den Behandlungsmöglichkeiten auch bessere Grundlagen für Forschung, die Kommunikation unter allen Expert*innen und mit den Krankenkassen.

Es existieren aktuell neben dem ICD-10 noch weitere Klassifikationssysteme, im Folgenden wird sich aber auf dieses bezogen. Es ist zu sagen, dass hier in leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden eingeteilt wird, je nachdem, wie viele der Symptome erfüllt werden und wie stark sich die betroffene Person durch diese beeinflusst fühlt. Das bedeutet, dass nicht jede Person, die an Depressionen leidet, genauso stark belastet sein muss, wie eine Andere, und trotzdem die Möglichkeit und das Recht auf eine Behandlung hat. Wer sich durch seine depressive Erkrankung im Alltag eingeschränkt und belastet fühlt sollte also in jedem Fall über die Möglichkeit einer Psychotherapie nachdenken.

Welche psychischen Erkrankungen sind Depressionen ähnlich?

Ein belastendes Ereignis oder eine schwierige Situation kann, muss aber nicht, Auslöser für eine Depression sein. Im Rahmen einer schweren depressiven Episode können zudem psychotische Symptome hinzukommen, die bishin zu Halluzinationen und Wahnideen gehen. Depressive Störungen können rezidivierend sein, was bedeutet, dass sie mehrfach wiederkehren. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der „rezidivierenden depressiven Episode“, bei der ausschließlich depressive Symptomatiken auftreten, und einer „Bipolaren affektiven Störung“, bei der sich depressive und manische Episoden (Phasen stark erhöhter Stimmung und vermehrter Aktivität) abwechseln.

Neben den klassischen depressiven Störungen wurden im aktuellen Klassifikationssystem ICD-10 noch Verstimmungen gelistet, die den Kriterien nicht entsprechen, aber ebenfalls zu starkem Leidensdruck führen können, da sie lange andauern. Von „Zyklothymia“ spricht man, wenn sowohl depressive, als auch Episoden gehobener Stimmung (Hypomanie) auftreten, ohne, dass diese die Kriterien einer bipolaren Störung erfüllen würden. In einigen Fällen kann dieses Krankheitsbild später zu einer bipolaren affektiven Störung führen. Zyklothymia tritt gehäuft im familiären Umfeld von Personen auf, die die Diagnose einer bipolaren affektiven Störung haben. „Dysthymia“ bezeichnet eine chronische, oft jahrelang anhaltende, Verstimmung, die nicht die vollen Kriterien einer depressiven Störung erfüllt.

Was ist Komorbidität?

Außerdem können Depressionen durchaus in Kombination mit anderen psychischen Störungen auftreten, dann spricht man von Komorbitität. In diesem Fall muss jedoch abgeklärt werden, ob komorbide Störungen die vorliegenden Symptome besser bzw. allein erklären können. Gerade bei Drogen- oder Alkoholmissbrauch ist die Diagnose der Depression nicht zu stellen, wenn die Symptomatik nur im Rahmen des Konsumverhaltens auftritt.

Bei Störungen, die direkte Reaktionen auf spezifische Ereignisse sind, sind häufig depressionsähnliche Symptome zu finden. Während auch bei einer Depression ein belastendes Ereignis am Anfang einer Episode stehen kann ist bei dieser Form von Störung das Ereignis oder die Situation klar auslösend für die Entwicklung der Symptomatik. Klingt nach einer außergewöhnlichen Belastung eine starke psychische Reaktion innerhalb von Stunden oder Tagen ab spricht man von einer „Akuten Belastungsreaktion“.

Löst eine Veränderung der Lebensumstände eine länger anhaltende Reaktion starker Belastung aus, die die betroffene Person stark einschränken, so ist von einer „Anpassungsstörung“ auszugehen. Ein solches Ereignis kann ein Todesfall im näheren Umfeld sein, aber auch Elternschaft, eine Trennungssituation oder Ähnliches.

Handelt es sich bei dem betreffenden Ereignis um eine Situation von außergewöhnlicher Bedrohung für die betroffene Person, einen nahen Angehörigen oder eine weitere anwesende Person, und tritt mit einiger Verzögerung eine starke Symptomatik, inklusive Albträumen, Flashbacks und emotionaler Stumpfheit ein, so ist der Verdacht auf eine „Posttraumatische Belastungsstörung“ begründet. Ein auslösendes Ereignis kann beispielsweise das Erleben oder Miterleben extremer Gewalt, ein sexueller Übergriff oder eine Naturkatastrophe sein.

Dieser Überblick soll zur Einordnung von Erkrankungsbildern hilfreich sein, aber keinesfalls bedeuten, dass Patient*innen sich vor ihrer Therapie einer bestimmten Diagnose zuordnen müssen. Einerseits liegen viele Störungsbilder eng beieinander und auch Expert*innen fällt es mitunter schwer, diese abzugrenzen. Andererseits ist es Aufgabe der behandelnden Personen Diagnosen zu stellen.

Was mache ich, wenn ich Symptome bei mir entdecke, aber mir nicht sicher bin, ob sie eine Diagnose erfüllen?

Depressive Störungen und damit verwandte Erkrankungen bilden also eine Vielzahl von Kombinationen ähnlicher Symptome ab. In allen Fällen ist eine psychologische Beratung angebracht. Eine Therapie sollte in Betracht gezogen werden, wenn eine starke Belastung oder Beeinträchtigung des Lebensalltags festzustellen ist. Sollte Unsicherheit darüber bestehen, ob eine Behandlung notwendig ist, können ausgebildete Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen, sowie Hausärzt*innen weiterhelfen.

– Gastbeitrag von Inga Adams

 

Quellen:

Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (Hrsg.). (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (2. Aufl.). Heidelberg: Springer.
ICD-10-GM Version 2019, Systematisches Verzeichnis, Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, Stand: Juni 2020

Psychotherapie Köln

Was versteht man unter einem „Burnout“?

Unter einem Burnout versteht man einen schweren geistigen, körperlichen und/oder psychischen Erschöpfungszustand, der sich meistens schleichend über einen längeren Zeitraum entwickelt hat. Burnout ist keine anerkannte Berufskrankheit. Besonders betroffen sind nicht nur Manager, sondern Lehrer, Sportler, Angehörige pflegender Berufe, wie Krankenschwestern, Seelsorger, Altenpfleger oder Menschen, die über einen längeren Zeitraum hinweg kranke Angehörige pflegen. Besonders gefährdet sind auch Menschen, die wenig Anerkennung oder Bestätigung für Ihre Tätigkeit erfahren, die sich in erster Linie über den Beruf definieren und andere Lebensbereiche, wie Familie oder Freundschaften, als nebensächlich einstufen.

Symptome eines Burnout-Syndroms

Der Beginn eines Burnout ist oft schleichend. Anfänglich  besteht oft das Gefühl, im Dauereinsatz zu sein. Man muss immer am Ball bleiben, um die Aufgaben zu bewältigen. Die Zeitfenster der Erholung und Regeneration werden immer kleiner, und wenn eine Pause da ist, kann man sie oftmals nicht mehr genießen und für sich nutzen. Wir fühlen uns gefangen wie der berühmte Hamster im Hamsterrad. Erleben wir zusätzlich, dass unser übermäßiges Engagement nicht die für uns erhofften positiven Konsequenzen hat, kippt die Situation. Wir sind resigniert, ziehen uns zurück, fühlen uns ohnmächtig und hilflos. Dies kann sich in folgenden Symptomen ausdrücken:

  • Häufige Gereiztheit, Übellaunigkeit,
  • Verlust an Freude, Lustlosigkeit
  • Motivationsprobleme, Antriebslosigkeit
  • Gefühl des Versagens
  • Angst, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein
  • Permanente Müdigkeit, Mattigkeit, Kraftlosigkeit
  • Schlafstörungen, Einschlaf- oder Durchschlafstörungen
  • Gefühle dauernder Überforderung
  • Ohnmacht und Hilflosigkeit
  • Körperliche Beschwerden, Schmerzen unklarer Herkunft
  • Häufige Infekte
  • Dauernde Anspannung oder Schlaffheit
  • Rückzug von Freunden und Bekannten
  • Selbstmordgedanken

Die Symptome des Burnout ähneln den Symptomen einer Depression. Vielfach wird der Burnout deshalb als Depression diagnostiziert und behandelt.

Risikofaktoren für ein Burnout

Es gibt Verhaltensweisen, die das Auftreten eines Burnout-Outs begünstigen:

Ehrgeiz: Ehrgeiz an sich stellt erstmal eine positive Kraft dar, die Sie motiviert und zu guten Leistungen antreibt. Gefährlich wird es erst dann, wenn hinter dem (übergroßen) Ehrgeiz die Überzeugung steht, "nicht oder nie gut genug zu sein". Der Ehrgeiz wird nicht gespeist  durch die Freude darüber, Ziele zu erreichen oder Tätigkeiten auszuführen, die uns Freude bereiten, sondern stattdessen haben wir ein schlechtes Selbstwertgefühl. Wir versuchen, uns über Leistungen aufzuwerten bzw. uns zu beweisen, dass wir "doch gut genug" sind. Da dies aber nicht auf Dauer gegen das schlechte Selbstwertgefühl hilft, müssen wir immer mehr und weitere Leistung bringen. Wir geraten in einen Teufelskreis, denn der erhöhte Stresspegel lässt uns uns noch schlechter fühlen, was oft durch verstärkte Anstrengung "therapiert" wird... Und der Burnout rückt näher...

Helfersyndrom: Menschen, die anderen immer und jederzeit Hilfe leisten, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen, können ein "Helfersyndrom" haben oder entwickeln. Sie brauchen es, von anderen Menschen "gebraucht" zu werden. Auch hier versteckt sich oft ein niedriges Selbstwertgefühl hinter dem problematischen Verhalten, wir brauchen die Anerkennung und das Lob, anderen Menschen zu helfen. Ohne solche Bestätigung fühlen wir uns unwichtig oder minderwertig. Oftmals finden sich gerade Menschen mit Helfersyndrom in helfenden Berufen, wie bei Ärzten, Krankenschwestern, Pflegepersonal etc.. Die Gefahr, dass der eigene Akku leer läuft, ist augenscheinlich.

Perfektionismus: Der (übergroße) Wunsch, alles richtig oder möglichst perfekt zu machen, ist ein weiterer Risikofaktor, einen Burnout zu entwickeln. Da man an hohen Zielen und Erwartungen leicht scheitern kann, ist die Enttäuschung und der Misserfolg vorprogrammiert. Dabei kann sich die perfektionistische Haltung auf alles beziehen: Leistungen im Beruf, Vorstellungen über den Idealpartner, Märtyrertum oder generell den Wunsch, die Welt zu verbessern. Zusätzlich erschwert der eigene Perfektionismus den Umgang mit Fehlern und Misserfolg. Fehler können nicht als Chance des Hinzulernen gesehen werden, sondern Fehler muss man bekämpfen und beseitigen. Eine Sysyphusaufgabe, denn eine Welt ohne Fehler gibt es nicht, das Gefühl des Scheiterns und Versagens ist ständiger Begleiter. Das hier der Burnout lauert, ist leicht vorstellbar, da die Ansprüche selten erfüllt werden und es "nie gut genug ist".

Nicht-Nein-Sagen-Können: Auch diese Verhaltensweise kann zu einer chronischen Überforderungssituation führen. Wenn wir nicht in der Lage sind, "Nein" zu sagen, wenn es uns zu viel wird, wenn wir erschöpft sind, wenn wir etwas nicht wollen, wenn wir anderer Meinung sind, dann "laden" wir andere Menschen ein, uns auszunutzen, uns zu manipulieren oder einfach nur, uns zu überfordern. Oftmals steckt die Angst dahinter, sich in Konflikten nicht behaupten zu können, oder die Angst, abgelehnt bzw. nicht mehr geliebt zu werden, wenn wir die Wünsche der anderen nicht erfüllen. Manchmal sind wir auch nicht in der Lage, überhaupt zu spüren, dass es uns zu viel ist. Besonders Erfahrungen und Aufgaben (wie die traditionelle Frauenrolle), die erfordern, uns besonders um andere Menschen zu kümmern, machen es schwer, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und ggfs. durchzusetzen. Auch hierin liegt ein Risikofaktor für das Burnout-Syndrom.

Psychotherapie Köln

Was ist der Unterschied zwischen einem Psychologen, einem Psychologischen Psychotherapeuten, einem ärztlichen Psychotherapeuten, einem Nervenarzt (Neurologe) und einem Psychiater?

Die meisten Psychotherapeuten haben entweder Psychologie oder Medizin studiert. Nach Abschluss dieser Studiengänge kann man sich für eine weitere Ausbildung als Psychotherapeut entscheiden. Psychologische Psychotherapeuten haben nach ihrem Studium eine  drei- bis fünfjährige Zusatzausbildung absolviert, für ärztliche Psychotherapeuten gilt ähnliches.

Psychiater und Neurologen sind Ärzte, die nach Ihrem Studium den Facharzt auf dem Gebiert der Nervenheilkunde (Neurologie) und/oder Psychiatrie erworben haben. Nervenärzte (Neurologen) behandeln vorwiegend organische Erkrankungen des Nervensystems. Im Zentrum der Behandlung von Psychiatern stehen oft Psychosen und schwere Persönlichkeitsstörungen. Die Behandlung erfolgt in erster Linie medikamentös. Manche Psychiater haben ebenfalls eine weitere Ausbildung in Psychotherapie absolviert und bieten zusätzlich psychotherapeutische Behandlungen an.

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